Ostern - Vergebungssache

Gestern haben wir über Jesus' Gefühle vor der Verhaftung nachgedacht, erinnerst du dich?
via http://sunday-news.wider-des-vergessens.de/?p=9949
Jetzt ist es also so weit: Jesus wird abgeführt. Mit Stöcken und Schwertern kommt eine ganze Schar römischer Soldaten um ihn einzusperren. Einer seiner Jünger, Petrus, will ihn noch verteidigen, schlägt einem der Wärter mit einem Schwert das Ohr ab - und Jesus heilt ihn?! Ja, er heilt den Verletzten, weil er die unendlich große Gabe der Vergebung hat. 
Jesus geht mit den Soldaten, "damit die Schrift erfüllt wird", wie er selbst sagt. Seine Jünger verstehen die Welt nicht mehr, bekommen es mit der Angst zu tun, fliehen, wo sie doch vorher noch getönt haben, sie würden bis in den Tod mit Jesus gehen. Jetzt sind sie alle weg.
Jesus wird vor die Hohepriester geführt. Diese fragen ihn, ob er wahrhaftig der Sohn Gottes sei - als Jesus das bestätigt, erklären sie ihn für schuldig der Gotteslästerung. Während Jesus bei den Hohepriestern verhört wird, wartet draußen Petrus, der sich unters Volk gemischt hat. Dreimal wird er gefragt, ob er nicht einer von den Jüngern sei. Dreimal sagt Petrus "nein". Dann kräht der Hahn. Auch diese Prophezeihung hat sich also erfüllt. Petrus kann es nicht fassen, dass es so weit kommen konnte, und versteckt sich endgültig. 
Weil sich nun die Pharisäer aufgrund des Passahfestes nicht unrein machen wollen, schicken sie Jesus zum Statthalter Pilatus. Der soll Jesu Hinrichtung anordnen, aber zögert. Wieso das? Eigentlich müsste ihm jeder ein Dorn im Auge sein, der die Autorität des Kaisers anzweifelt oder in der römischen Besatzung Unruhe stiftet. Auch Pilatus fragt Jesus: "Bist du der König der Juden?" Als Antwort erhält er ruhig und bestimmt den Satz: "Du sagst es." Pilatus ist verunsichert. Warum sollte er den verurteilen, den die Juden als ihren König ansehen? Er stellt die Menschenmasse, die sich inzwischen lautstark vorm Statthalterpalast bemerkbar macht, vor die Wahl: der Verbrecher Barrabas oder Jesus?
Und sie schreien nur: Lasst Barrabas frei! Kreuzigt Jesus, kreuzigt ihn!
Nur wenige Tage vorher war Jesus glorreich in Jerusalem empfangen worden, und jetzt verabscheuen ihn die Leute. Wie kann so etwas so schnell geschehen? So ohne weiteres geht das nicht. Auch da hatte Gott seine Finger im Spiel, er hat das alles so gelenkt - denn Jesus muss am Kreuz sterben. Für und vor allem wegen uns.
Pilatus beugt sich schließlich etwas widerstrebend der Masse, denn eigentlich will er mit dem Tod eines Unschuldigen nichts zu tun haben. Jesus wird gegeißelt, sie binden ihm eine Krone aus Dornen und drücken sie ihm auf den Kopf. Er selbst leidet, vor allem wo er doch weiß, dass das schlimmste erst noch kommt. 
Nach dieser Tortur, völlig entkräftet, schicken sie Jesus auf den Weg nach Golgatha. Er trägt sein Kreuz (besser gesagt den Querbalken des Kreuzes, dieser allein war aber schon höllisch schwer) so gut es geht, dann muss ihm trotzdem noch geholfen werden. Simon von Kyrene nimmt Jesus sein Kreuz für ein Stück des Weges ab. Vermutlich war Jesus dafür dankbar, vor lauter Erschöpfung aber nicht in der Lage, das zu zeigen. Auf Golgatha angekommen, wird Jesus ans Kreuz gehängt. Selbst die Bibel hält sich da recht knapp und wir sagen auch recht lasch daher: Jesus ist ans Kreuz gegangen für unsere Sünden. Ganz so einfach war das nicht, denn niemand "geht mal eben so ans Kreuz" zum Sterben, das ganze war eine extrem langwierige und ziemlich heftige Art des Todes.
via gekreuzsiegt.blogspot.de
Die Nägel waren zum einen ziemlich lang und dick - schließlich mussten sie ja einiges an Massen halten. Dass sie auch wirklich fest hielten, wurden sie nicht durch die Handflächen geschlagen, da sie dort zu schnell rausgerissen worden wären. Sie wurden durchs Handgelenk getrieben, dass der Verurteilte richtig stabil hing. Eine extrem unangenehme Vorstellung, die Schmerzen müssen höllisch gewesen sein. Ähnlich wurde bei der Fixierung der Füße vorgegangen, denn auch da wurden die Nägel durch die Fußgelenke geschlagen. Um die Qual noch weiter zu verlängern, wurde den Verurteilten manchmal noch eine Stütze unter die Füße ans Kreuz angebracht. Moment, zur Verlängerung des Todeskampfes? Ja, richtig - denn ein Gekreuzigter starb nicht am Blutverlust. Er erstickte. Kläglich. Stell dir vor, Jesus hing da unter tierischen Schmerzen stundenlang am Kreuz. Ausgestreckt und bewegungsunfähig verließ ihn langsam die Kraft. Immer wieder muss er sich hochstützen oder -ziehen, um erneut Luft zu holen, da das in dieser Position mehr oder weniger frei aber doch fixiert hängend immer schwieriger wurde. Das verursachte nur noch mehr Schmerzen, die noch mehr der wertvollen Kraft raubten. So zog sich der Todeskampf bestenfalls Stunden - schlimmstenfalls Tage. Wenn die Angehörigen das alles beschleunigen wollten, ließen sie dem Verurteilten die Beine brechen, dass er direkt zusammensackte und der Erstickungstod sich nicht mehr ewig zog. Bei Jesus war das nicht der Fall. Man reichte ihm lediglich Essig zu trinken, um ihm wenigstens noch ein bisschen Flüssigkeit zuzuführen. 
In seinem Todeskampf musste er nun noch den Spott seiner Gegner ertragen: "Wenn du Gottes Sohn bist, so komm doch heruntergestiegen! So vielen hat er geholfen, aber selbst kann er sich nicht helfen." 
Jesus Ende ist gekommen. Der Himmel verdunkelt sich - mitten am Tag. Jesus schreit "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Es muss ein furchtbares Gefühl sein, zu spüren dass Gott von einem weicht, man in den Händen der Sünde liegt. Wenn trotz allem Glauben auf einmal die Gewissheit da ist, dass man allein ist, von keinem mehr gehört wird. Abgeschrieben ist. Und Jesus hatte dieses Gefühl nicht nur für kurze Zeit, in diesem Moment wurde er für ganze drei Tage von allem verlassen. Von Gott, von den Menschen.
Plötzlich beginnt die Erde zu beben. Ein Sturm zieht auf, der Vorhang im Tempel, der das Allerheiligste abschirmt, zerreißt in der Mitte. Was zuerst furchtbar klingt, ist das Zeichen der Befreiung: Das Allerheiligste, das Haus Gottes, ist nicht länger vom weltlichen Leben getrennt. Jesus öffnet uns die Tür ins Allerheiligste.
Er tut seinen letzten Atemzug am Kreuz und verstirbt mit den Worten: "Es ist vollbracht."

Auch hier gibt es ein Lied zu der Geschichte, Wolves At The Gate haben es auf einmalige und tief treffende Art und Weise geschafft, Jesus' Kreuzesweg zu beschreiben. Lies den Text mit, versuch ihn zu verstehen. Dann kann er dich auch zutiefst bewegen.
Wolves At The Gate - Man Of Sorrows

Stunden des Leidens waren vorüber. Die Bibel bezeugt, dass nach diesem Tod, der so anders war als die vielen Kreuzigungen vorher, sogar ein römischer Hauptmann der Überzeugung war, dass Jesus wahrhaftig Gottes Sohn gewesen ist. 
Und das war er wirklich. So wie Jesus gestorben ist, kann kein Mensch sterben. Er ist auch nicht einfach gestorben; Er wurde auf übelste Art und Weise hingerichtet. Wenn man sich das genau überlegt und an den Ablauf einer Kreuzigung denkt, bekommt das sonst so blumig glorifizierte Osterfest einen ziemlich bitteren Beigeschmack. Aber es ist wichtig, die Qualen im Hinterkopf zu behalten, um dieses Opfer wirklich wertschätzen zu können.
Mit Jesus wurde wahrhaftig Gott von der Welt gerissen. Für uns Menschen wurde damit aber der Weg ins ewige Leben geöffnet. Gott hat vergeben. Indem er Jesus verlassen hat, hat er ihm alle Schuld der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft aufgebürdet und uns vergeben. 
Auch Jesus ist für uns selbst in der Situation seines Todes noch Vorbild: Er spricht einen seiner Mitgekreuzigten frei von aller Sünde, verspricht ihm das Paradies. Auch seine Peiniger werden gereinigt: "Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" fleht er, glaubt an Gottes Gnade, und das, obwohl Gott selbst ihn schon verlassen hatte. 
Mit dieser Tat macht Jesus Ostern zur Vergebungssache. Auch wir sollten wieder lernen, mehr zu vergeben. Sollten darum bitten, dass Gott uns, allen denen wir Unrecht tun und allen die uns Unrecht tun, Vergebung schenkt. Denk auch später noch an Ostern als Vergebungssache.

Nachlesen kannst du die Kreuzigungsgeschichte zum Beispiel im Matthäusevangelium ab Kapitel 27, im Lukasevangelium ab Kapitel 22, 54 und im Johannesevangelium ab Kapitel 18. An diese Texte ist der Post angelehnt.

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