Thema des Monats: Ich dachte, wir wären Freunde

Freunde für's Leben. Das wünscht sich eigentlich jeder. Zumindest einen Freund, den man vertrauen kann und dem man alles erzählen kann. Aber was geschieht, wenn eine Freundschaft zerbricht? Wie geht man damit um? Gibt es vielleicht doch noch eine Chance, diesen Freund nicht zu verlieren und die Freundschaft irgendwie wieder zu kitten?

René Böckle hat sich darüber Gedanken gemacht. Er ist DJ und hat viel mit jungen Menschen zu tun. Da begegnet ihm auch immer mal wieder das Thema Freundschaft und dieser Ausdruck der Enttäuschung, wenn ein Freund die Freundschaft zum Kippen bringt: Ich dachte, wir wären Freunde...


Letzte Woche war noch alles ok, und plötzlich meldet sie sich nicht mehr, reagiert nicht auf meine Snaps und meine Whatsapp-Nachrichten, selbst meine Anrufe ignoriert sie... Ich weiß nicht, was ich noch tun soll...?“ Katja (16) ist verzweifelt. Ihre beste Freundin reagiert nach einer eigentlich nur kleinen Auseinandersetzung, wie es auch schon öfters vorkam, überhaupt nicht mehr auf sie und ihre Nachrichten. Eine seit 7 Jahren bestehende Freundschaft scheint einen tiefen Schlag bekommen zu haben oder sogar vorbei zu sein.
Oder ist es nur eine Phase? Ist übermorgen wieder alles vergessen?
Ich hoffe und wünsche es den beiden!
Aber so läuft es eben nicht immer... manchmal gehen Freundschaften tatsächlich auseinander. Vielleicht, weil wir uns aus den Augen verlieren, vielleicht, weil wir uns wirklich gestritten haben und in einem Thema so unterschiedlicher Meinung sind, dass wir merken: für eine Freundschaft haben wir gerade keine gemeinsame Basis. Oder aber wir sind von der anderen Person so verletzt worden bzw. haben jemanden selbst so verletzt, dass wir momentan keinen Nerv für den anderen haben.
Ich denke, jede und jeder von uns hat schon einmal eine gute Freundin oder einen guten Freund „verloren“.
Und ja, das tut weh. Und ja, ich denke, diese Erfahrungen gehören zum Leben – auch wenn sie nicht schön sind. Aber sie lehren einen, bedacht mit Freundschaften umzugehen. Sich Freunde gut und genau auszusuchen. Sich zu überlegen, wem ich was erzähle und anvertraue. Und an wen ich mein Herz vergebe.

Ich dachte, wir wären Freunde...?!“ Was mache ich, wenn alles über mir zusammenstürzt, ich mich alleine und verlassen fühle, wenn eine wichtige Freundin, ein wichtiger Freund an meiner Seite nicht mehr da ist?
Eine Medizin gegen diese Enttäuschung, gegen diese Trauer, vielleicht Wut, gibt es nicht. Sondern es ist eine Phase im Leben, die wir durchstehen müssen. Aber es tut gut, wenn wir diesen Weg nicht allein gehen.
Eine Möglichkeit ist, sich anderen Freundinnen und Freunden anzuvertrauen, oder aber Geschwistern und Eltern, wenn die Beziehung zu diesen Personen passt. Darüber zu reden, welche Gefühle gerade in einem herrschen, was einen bewegt. Denn reden tut gut, nicht alles in sich hineinzufressen und mit sich selbst auszumachen.
Und wenn es tatsächlich gerade niemanden gibt, mit dem ich darüber reden kann...?
Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (Josua 1,5) Diese Zusage haben wir von unserem wichtigsten Freund, unserem Vater, unserem Schöpfer erhalten. Und diese Zusage gilt jetzt und für die Zukunft.
Ich glaube, wenn wir an Tiefpunkten stehen, kann uns unser Glaube und das Vertrauen in Gott tragen und uns das Gefühl geben, nicht fallen gelassen zu werden. Der Glaube daran, dass wieder andere, bessere Zeiten kommen werden. Aber dafür braucht es diesen Glauben, auf diesen Glauben muss ich mich einlassen. Ansonsten ist es, wie auf den Hauptgewinn zu hoffen, ohne davor einen Losschein ausgefüllt zu haben. Den Schritt des Glaubens muss und darf ich gehen. Dazu sind wir eingeladen. Im Gebet, im Reden mit Gott, kann ich anbringen, was ich sagen möchte. Ich darf vor Gott legen, womit ich hadere, was mich verletzt, was ich mir für die Zukunft wünsche. Und mein Gebet wird bewegen, es wird Veränderung hervorbringen.

Ich dachte, wir wären Freunde...?!“ Sich zu verzeihen ist für mich eines der größten Geschenke, die wir uns gegenseitig machen können. Nach einer Meinungsverschiedenheit nicht ewig „auf der Sache rumhacken“, sondern wieder aufeinander zugehen, Situationen und Gefühle ehrlich ansprechen und keine ewigen Schuldzuweisungen machen. Das ist herausfordernd und manchmal gehört großer Mut dazu. Und nicht immer ist danach wieder alles gut. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir danach besser geht, wenn ich meinem Gegenüber sagen kann, was mich bewegt. Dazu gehört aber auch, dass ich das Geschenk, mein Verzeihen ehrlich meine, und nicht heuchle, um gut dazustehen. Dazu gehört, auch eigene Fehler einzugestehen und sich auf Augenhöhe zu unterhalten. Dann kann ein Geschenk etwas Wunderbares sein. Und aus Entzweiung wieder Freundschaft.

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