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Vom 1. bis zum 5. Mai sollte in Hamburg unter der Losung "Soviel du brauchst" alles etwas anders laufen. Den Auftakt zu dieser besonderen Zeit boten die vier parallel zueinander stattfindenden Eröffnungsgottesdienste. Bei der enormen Menschenmasse, die sich am Maifeiertag auf den Weg nach Hamburg gemacht hatte, waren diese auch notwendig, wer jedoch nicht rechtzeitig vor Ort war konnte sich auch schon am ersten Tag auf "Platz überfüllt"-Schilder einstellen. Dennoch wurde jeder Besucher herzlich empfangen und bekam kurzerhand eine Wundertüte mit dem Programm des Abends und eine Kirchentagszeitung in die Hand gedrückt.
Wer leider keinen Platz mehr in einem der Gottesdienste fand, konnte derweil schon einmal die Stadt erkunden und die Zeit bis zum Beginn des Abends der Begegnung mit Sightseeing überbrücken. Besonders die Speicherstadt und die Landungsbrücken waren am späten Nachmittag noch einen Besuch wert.
Zum Abend der Begegnung wurde dann die Hamburger Innenstadt von den unzähligen Kirchentagsbesuchern bevölkert. Die Regionen der Nordkirche hatten dabei jeweils ganze Straßenzüge eingenommen und stellten sich dort anschaulich vor. Das Besondere dieses Abends war, dass jeder Bezirk ein Bändchen in einer eigenen Farbe hatte. Diese konnten dann, wenn man alle acht eingesammelt hatte, zu einem "Tampen" gedreht werden - damit entstand schon am ersten Tag eine einzigartige und individuelle Erinnerung an den Kirchentag. Dem offiziellen Kirchentagsprogramm lagen glücklicherweise eine Stadtkarte mit eingezeichneten Veranstaltungsorten sowie ein Netzplan der U-Bahn bei - ohne diese kleinen Helfer wäre Mancher sicherlich nicht nur am Abend der Begegnung, sondern auch den Rest der Woche im wahrsten Sinne des Wortes verloren gewesen.
Auf dieser Tour durch die Innenstadt hat man auf jeden Fall schon etwas von der einmaligen Kirchentagsluft schnuppern können und spürte die unvergleichliche Atmosphäre. Es herrschte super Stimmung, und von den Besuchern bis zu den Mitarbeitern waren trotz voller Gassen und regelrechtem Fußgängerstau alle gut gelaunt.
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Am 2. Mai sollte das Programm dann richtig losgehen: die unterschiedlich eingeteilten Zentren öffneten ihre Tore und boten ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt. Allein der Teil des Programms für diesen Donnerstag umfasste 120 Seiten; genug also, um sich ganz individuell seinen Tagesplan zusammenzustellen. Angefangen mit Bibelarbeiten als Start in den Tag über Workshops und Diskussionen bis hin zu unterschiedlichsten Gottesdiensten und Konzerten gab es unzählige Möglichkeiten, die Zeit in Hamburg zu verbringen. Durch das gut strukturierte Programm wahrte man den Überblick: Nach Tageszeiten geordnet wurden die Programmpunkte der Zentren eingeteilt und übersichtlich aufgeführt.Während es die Jugend wohl eher nach Harburg ins Zentrum Jugend zog, konnten sich auf dem Messegelände die informieren, die sich nicht nur für christliche Medien, sondern auch für internationale ökumenische, wirtschaftliche und soziale Projekte interessierten. Zudem gab es in der Messe Konzerte und Podiumsdiskussionen mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft. Am nahegelegenen Congress Center Hamburg war der Standort des "Roten Sofas" - auch dort waren Politiker, Musiker und andere Personen der Welt der Medien zu Gast.
Ein wirklich großes Los hatten die Kirchentagsbesucher vor allem wieder einmal mit dem Wetter gezogen, denn die mittelmäßige Vorhersage bewahrheitete sich zum Glück nur teilweise: Die Sonne schien mit voller Kraft und zeigte sich trotz kleiner Wölkchen von ihrer schönsten Seite. Auch die Temperaturen kletterten bis knapp 20°C, das einzige was es kälter erschienen ließ, war der frische Wind.
Mit diesen sonnigen Aussichten wurde der zweite Kirchentag für alle Dauerteilnehmer und Tagesbesucher zu gut genutzter Zeit.
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Auf der Bühne am Schwarzenberg wurde es kurz darauf richtig laut: Sacrety waren der Einladung nach Hamburg gern gefolgt und spielten nun mit Freuden für eine ordentliche Zuschauermenge. Draw The Parade rundeten den Tag im Zentrum Jugend schließlich gebührend ab und sorgten mit poppigen und rockigen Ska-Klängen dafür, dass in den Unterkünften jeder Besucher des Konzerts zufrieden und glücklich erschöpft mit einem Ohrwurm im Ohr einschlafen konnte.
Auch der 3. Mai brauchte sich programmtechnisch sich nicht zu verstecken: ähnlich wie am Vortag warteten neben Bibelarbeiten und Gottesdienste Seminare, Workshops, Diskussionen und Konzerte darauf, besucht zu werden. Die allmorgendlich überfüllte U- Bahn war inzwischen beinahe zur Gewohnheit geworden und nervte weniger die Kirchentagsbesucher als die, die regulär zur Arbeit mussten - diesen wurde kurzerhand Gottes Segen für den Tag gewünscht und so konnte sich am Ende jeder mit etwas weniger Platz während der Bahnfahrten arrangieren. Neben dem "regulären" Kirchentagsprogramm stand an diesem Tag noch etwas ganz besonderes an: Die Wise Guys sollten die größte Bühne des Kirchentags rocken, nämlich die im Stadtpark. Nach einem ereignisreichen Tag voller geistlicher Impulse, Spaß, Musik und neuen Erkenntnissen sollte dieses Konzert für sage und schreibe 65.000 Menschen den krönenden Abschluss bieten. Die Wise Guys ließen dann keinen Fuß mehr stillstehen und brachten die Menschenmasse ordentlich in Schwung. Die deutschsprachigen Texte mit A capella Gesang hinterlegt kamen bei Jung und Alt gleichermaßen gut an und rissen wie zu erwarten war jeden mit. Selbstverständlich gab es neben diesem unbestrittenen Highlight des Freitags auch noch Alternativen für jene, die nicht so auf A capella stehen: Stefanie Heinzmann rockte mit Mic Donet die Bühne am Strandkai, Sacrety gab sich zum zweiten Mal die Ehre und außerdem gab es weitere unzählige kirchenmusikalische Angebote. Die Helfer hatten an diesem Abend jedoch alle Hände voll zu tun: durch das extrem konzentrierte Menschenaufkommen im Stadtpark wäre es zu einem heillosen Chaos gekommen, hätten nicht Pfadfinder, reguläre Helfer und Polizei den Überblick behalten und etwas Ordnung in den Trubel gebracht. So dauerte es zwar für manchen etwas länger, bis er sich in den systematisch mit Menschen gefluteten U- Bahnstationen zurechtfand und schließlich in die Unterkunft kam, trotzdem fand sich am Ende jeder wohlbehalten am richtigen Ende der Stadt wieder. Ein großes Lob hiermit an die gut organisierten Ordner und Helfer - ohne sie wäre der Kirchentag sicherlich nicht so reibungslos verlaufen.
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Am Abend gab es wieder verschiedenste Angebote, den Kirchentag schon einmal Ausklingen zu lassen. Judy Bailey spielte ein Konzert, ebenfalls großem Andrang erfreute sich die Veranstaltung "Samuel & Samuel", wo Samuel Harfst für die Musik sorgte und Samuel Koch aus sein Buch "Zwei Leben" vorstellte. Dieses Event war wohl eines der berührendsten auf dem Kirchentag. Parallel dazu spielte auch der erkältete Tobias Hundt noch ein Konzert und bescherte den Besuchern einen ruhigen Ausklang.
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Kurzum: Der 34. Evangelische Kirchentag in Hamburg war in seiner Vielfalt und der freundlichen Gastgeberstadt eine sehr gelungene Großveranstaltung. Das einmalige Feeling sollte man mindestens einmal im Leben erfahren haben - war man jedoch einmal dabei, lässt einen das Kirchentagsfieber nicht wieder los. Das Engagement der mehr als 5000 Helfer und Mitwirkenden in der Kirchenmusik machte einen großen Teil des Gemeinschaftsgefühls des Kirchentages aus. So hat auch Hamburg sicherlich viele tausend Menschen infiziert; mit unglaublich vielen Veranstaltungen, die hochgerechnet für 128 Tage Programm gereicht hätten, hat sich jeder seine einmaligen Erinnerungen zusammenstellen können - "Soviel du brauchst" eben. Einziges Manko mag gewesen sein, dass die Veranstaltungsorte teilweise sehr weit voneinander entfernt lagen und zeitweise die Videoübertragungen aus überfüllten Großveranstalungen fehlten. Das wurde allerdings durch die Hilfsbereitschaft der Helfer und das abwechslungsreiche Programm voll und ganz wieder wettgemacht, denn zweifelsohne war für jeden etwas dabei. Politische Diskussionen für den einen, musikalische Workshops für den anderen. Außerdem waren durch das gut ausgebaute Bus- und Bahnnetz auch die weiten Strecken recht schnell und bequem zu überwinden.
Lange Rede kurzer Sinn: Hamburg 2013 war ein voller Erfolg - Stuttgart 2015 kann man jetzt schon nur empfehlen. Bis dahin gilt es, den Kirchentag weiter zu leben, das Feeling lebendig zu halten und Glauben soviel die Welt braucht in die Welt zu tragen. In diesem Sinne freuen wir uns nach einem tollen Kirchentag schon auf den Nächsten; denn nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag.
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