Thema des Monats: Die Wichtigkeit des Gebets

Gebet ist wichtig, das wird kaum ein Christ bestreiten. Neben Bibellesen und Gottesdienst wird es oft als dritte Disziplin im "christlichen Dreikampf" angeführt. Deshalb geht es im Thema des Monats Januar darum, wie wichtig Gebet ist.


Gebet ist eines der zentralen Elemente des Christseins. Es gehört dazu und egal welche Tradition oder Konfession man befragt, das Gebet hat darin immer einen festen Platz. Deshalb gibt es auch Gebete für alle erdenklichen Situationen: Morgen- und Abendgebet, Tischgebet, Fürbittgebet, Dankgebet, Gebet im Gottesdienst, Stoßgebet. Die Liste ließe sich vermutlich endlos fortsetzen.

Beten wird oftmals mit dem normalen zwischenmenschlichen Gespräch in einer Freundschaft oder Partnerschaft verglichen, ohne das keine Beziehung zwischen zwei Personen möglich ist. Dieser Vergleich ist sehr nützlich und verdeutlicht, dass es beim Gebet um die Beziehung zwischen Mensch und Gott geht, die eben ohne Gespräch auch nicht möglich ist.

Dem Gebet wird demzufolge eine große Bedeutung zugemessen. Gebet ist immer gut und es gilt: Je mehr, desto besser. Man kann an sich nicht zu viel beten. Das ist prinzipiell auch richtig, aber mitunter ergibt sich daraus im Umkehrschluss eine Wertung: Wer viel betet, der hat eine gute Beziehung zu Gott. Wer dagegen wenig betet, der hat eine schlechte Beziehung zu Gott. Diese Wertung wird von manchen Leuten direkt ausgesprochen, von manchen eher unterschwellig ausgedrückt. Mitunter erkennt man sie auch nur selbst im Vergleich mit anderen Christen, die ja augenscheinlich viel mehr und besser beten. Oder man kennt sie als schlechtes Gewissen. Aus dieser Wertung kann dann schnell Druck entstehen: Man muss mehr beten.

Was den Inhalt des Gebets angeht, bekommt man an vielen Stellen, in Predigten und Gesprächen, Input: Man muss mehr danken, man soll für die bitten, denen es schlecht geht, man darf seine Sorgen im Gebet vor Gott bringen, man soll für Heilung, für Frieden auf der Welt, für die Politiker, für die Nachbarn und für die Familie bitten, man kann Gott nach Hilfe bei Entscheidungen fragen. Diese Anliegen sind allesamt sehr gut und sehr wichtig. In der Summe sind es aber so viele, dass man sich auch schnell überfordert fühlt, weil man nicht für alle und alles beten kann.

Ich habe erlebt, dass man sich in Folge dessen dem Beten immer mit einer Agenda nähert. Einerseits gilt das für das Gebet selbst: Man müsste mal wieder beten und setzt es auf die To-do-Liste. Es gilt aber auch für den Inhalt und den Ablauf des Gebets: Man kommt daher mit seinem echten oder gedanklichen Stichpunktzettel – damit man ja kein Anliegen vergisst – und bringt seine Gedanken und Bitten vor Gott. Wenn die Liste abgearbeitet ist, dann wird weiter überlegt, für wen oder was man noch beten könnte. Oder man ist fertig.

Diese Sichtweise geht meiner Meinung nach aber am eigentlichen Kern des Gebets vorbei. In der Bibel in Matthäus 6 sagt Jesus kurz vor dem Vaterunser, dass Gott weiß, was wir benötigen, ehe wir ihn bitten. Klingt an sich auch logisch, schließlich handelt es sich hier um den allwissenden Schöpfer des Universums. Warum plappern wir dann trotzdem so viel wenn wir beten? Wollen wir manchmal vielleicht nur die Zeit strecken, weil sich sonst das schlechte Gewissen meldet, wenn das Gebet nur 30 Sekunden dauert?

Ich möchte dich einladen, Gebet einmal nicht mit einer Agenda zu sehen, sondern mehr als geteilte Zeit. So wie man sich mit Freunden einfach verabredet und schaut, was wird. Und dann kommt man ins Quatschen und eins führt zum anderen. Ganz ohne vorher geplante Gesprächsthemen. Vielleicht sollten wir aufhören Gebet als einen Vorgang zu sehen, bei dem wir Gott die unterschiedlichsten Dinge vortragen. Vielleicht sollten wir Gebet einfach als Zeit mit Gott sehen.

Und wie bei einem guten Freund ist in dieser Zeit Raum für Schmerz, für Freude, für Dank, für Bitten, für alles, was einen bewegt. Und vielleicht muss man dann wie bei einem guten Freund nicht alles tausendmal wiederholen, weil einem klar ist, dass er es schon weiß und nicht vergessen hat, auch wenn es nicht zur Sprache kommt. Und vielleicht hält man wie bei einem guten Freund auch einfach mal die Klappe, weil man statt den eigenen Gedanken, die einen sowieso immer begleiten, auch mal die andere Seite hören will.

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