Thema des Monats: Gottes Wort verstehen

Die Bibel ist Gottes Wort und er nutzt sie ziemlich oft um mit uns zu kommunizieren. Aber manchmal ist Gottes Wort echt schwer zu verstehen. Und manche Stellen in der Bibel versteht auch jeder anders oder interpretiert sie falsch.

Josh hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht und möchte sie mit euch teilen. Er möchte das ganz praktisch an einer bekannten Stelle in der Bibel tun, die von vielen anders verstanden wird.
Er lebt in Manchester und mit seinem Kumpel Ryan macht er gerne Musik. Zusammen sind sie als Social Beingz unterwegs, auch wenn das 2020 etwas schwierig war.

 

Gottes Wort zu verstehen ist eine Reise, auf der ich mich schon seit 13 Jahren befinde, also seitdem ich Jesus nachfolge. Ich lese es täglich, höre es stündlich, studiere es eifrig und ich will immer noch mehr davon. Die Bibel spricht davon, dass wir, egal wie viel Zeit wir mit Gottes Wort verbringen, es nie vollkommen ergründen können. Gottes Wort ist natürlich so viel mehr als nur die Bibel. Was ich damit meine? Ich will damit keineswegs sagen, dass die Bibel nicht Gottes Wort sei oder es keine Auswirkungen auf mein Leben hätte. Was ich damit sagen will ist, dass uns klar sein muss, was diese Bezeichnung bedeutet. In der Bibel wird Jesus oft als 'das Wort Gottes' bezeichnet. Johannes 1 zeigt uns wie wahr das ist:

"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen."(Johannes 1, 1-5)

In Johannes 1 ist das wohl tiefgründigste Jesusbild der ganzen Bibel zu finden und eins der Schlüsselwörter, das dafür benutzt wird, ist Wort. Das wird später noch deutlicher, aber es ist wichtig festzustellen, dass Jesus von Anbeginn das Wort Gottes ist. Und das hilft uns die Bibel besser zu verstehen.

Bevor ich euch 5 Tipps gebe, wie man die Bibel besser versteht, möchte ich euch noch erzählen, dass das Wort Gottes etwas ist, das uns vom Heiligen Geist täglich eingibt. Natürlich müssen wir uns in unserem Denken, Fühlen und Hören nach der Bibel ausrichten, damit es zu keinen Widersprüchen kommt, aber wenn Gott zu uns spricht und das der Bibel entspricht, dann müssen wir gehorsam sein und es ernst nehmen. Schließlich bedeutet die Dreieinigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist und nicht Vater, Sohn und Heilige Bibel!

Und das ist der Tenor des Ganzen: Wir brauchen eine gute Methodik um die Bibel zu verstehen.
Du denkst vielleicht: "Nein, ich lese einfach nur die Bibel und tue was darin steht." Obwohl ich deine Leidenschaft und dein Bestreben Jesus nachzufolgen bewundere, stimmt das nicht so ganz. Wir alle lesen die Bibel durch unsere kulturelle und kontextuelle Lupe. Unser familiärer Hintergrund, unser Land, unsere Erfahrungen mit Gott und der Kirche, unsere Gesellschaft, unsere Umgebung; sie alle haben eine Auswirkung darauf, wie wir die Bibel lesen und interpretieren. Das wird in der Theologie Hermeneutik (Lehre der Auslegung und Erklärung eines Textes oder Werkes) genannt. Also die Art wie wir die Bibel interpretieren. Stell dir das einfach wie eine Brille vor. Brillen helfen uns Dinge deutlicher zu sehen und durch sie sehen wir auch die Welt. Deshalb sollten wir eine saubere, gut sitzende Brille haben um die Bibel zu lesen.

Ich will dir kurz erklären, warum das so unverzichtbar ist. Ich will damit nicht deine Art wie du die Bibel siehst herabwürdigen, ich hoffe vielmehr, dass meine 5 Leseschlüssel deinen Glauben in das Wort Gottes erneuern und dir helfen, die Bibel öfter zu lesen. Ich zeige dir einen Bibelvers, der unglaublich schwierig zu interpretieren ist. Das mache ich aus 2 Gründen: Erstens, um dir zu zeigen wie unterschiedlich man schwierige Bibelverse verstehen kann und dass wir gute Auslegungen brauchen um sie auf eine Weise zu verstehen, die nicht gegen all das ist wofür Jesus stand. Zweitens, um dir zu zeigen, wie wir, wenn wir diese 5 Prinzipien nutzen, mehr aus diesen schwierigen Versen für uns herausziehen können anstatt sie einfach zu "überlesen".

Für alle Frauen kommt hier nun ein ganz schwieriger Vers aus 1. Timotheus 2, die Verse 11 bis 15:

"Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann herrsche, sondern sie sei still. Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und übertrat das Gebot. Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung."

Ich helfe dir den Text zu lesen und zu verstehen, als klink dich jetzt nicht aus. Ich zeige dir sogar, dass dieser Vers ein Beweis dafür ist, dass Frauen in der Kirche lehren können, auch wenn das auf den ersten Blick überhaupt nicht danach klingt.

Um diese Verse gemeinsam anzugehen, gebe ich dir hier nun meine 5 Grundprinzipien zum Bibellesen - in Englisch beginnen sie alle mit C, aber das funktioniert im Deutschen leider nicht.

1. Tröster (Comforter)
Die Bibel spricht vom Heiligen Geist als unseren Tröster. Bevor wir also an die Bibel herangehen, sollten wir immer den Heiligen Geist bitten uns zu leiten, denn die Bibel sagt, dass der Heilige Geist uns in die Wahrheit führt.  "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen." (Johannes 16,13)

2. Kontext (Context)
Was ist der Kontext des Verses? Was ist die Geschichte hinter diesem Vers? Du solltest immer ein paar Verse vorher und ein paar Verse, die danach stehen mitlesen, damit du das Drumherum kennst. Im Alten Testament ist es manchmal hilfreich ein paar Kapitel davor und danach zu lesen. Es ist niemals gut einen Vers herauszunehmen, ohne den Kontext zu kennen. Wenn du den Text aus dem Kontext herausnimmst, dann bleibt das 'Kon' übrig, dir fehlt also etwas.

3. Kultur (Culture)
Wie war die Kultur zu der Zeit, in der der Vers geschrieben wurde? Teile der Bibel sind schätzungsweise 4000 Jahre alt, das sollten wir im Hinterkopf behalten. Diese Worte wurden in einer Zeit geschrieben, die sich total von unserer unterscheidet. Sie sind für uns immer noch relevant und können immer noch angewendet werden, aber wir müssen vorsichtig sein mit den kulturellen Vorstellungen hinter einzelnen Versen.

4. Kanon (Canon)
Das kommt aus der Theologie. Da werden wir ermutigt, die Bibel kanonisch zu lesen. Das bedeutet einfach nur, dass wir die ganze Bibel lesen sollten. Eine gute Leitlinie ist die Bibel mit der Bibel zu interpretieren. Versuche es und schau dir andere Bibeltexte an, die dir helfen schwierige Verse zu verstehen. Ich werde das mit einem Vers tun, den ich hier aufgeführt habe. Kanonisches Lesen ist aber so viel mehr. Was ist die Seele und Geschichte der Bibel? Ich würde sagen, es ist Liebe und Befreiung und schlussendlich deutet es alles auf Jesus hin. Wenn wir die Bibel also kanonisch lesen, dann lesen wir sie weitgefasst aus der Sicht der biblischen Geschichte von Liebe, Befreiung und unseres Herrn Jesus.

5. Christus (Christ)
Das ist vornehmlich das wichtigste Prinzip von allen. Jesus muss unsere Lupe sein, wenn wir die Bibel interpretieren. Wer Jesus in Matthäus, Markus, Lukas und Johannes ist – so lesen wir die Bibel. Wenn es mit Jesus nicht übereinstimmt, dann sollte es nicht mit unserer Glaubenslehre passen.

1. Tomitheus 2,11-15:

"Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann herrsche, sondern sie sei still. Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und übertrat das Gebot. Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung."

Ich habe eine paar Abschnitte markiert, da sie viele Elemente beinhalten.

1. "Eine Frau lerne" -  Dafür ist nicht viel Auslegung nötig. Die Bibel sagt ganz klar in jeder Übersetzung - lasst die Frauen lernen. Warum sollte Paulus also sagen, dass Frauen lernen dürfen, wenn sie keine Bildung brauchen? Das Hauptproblem liegt 2000 Jahre zurück in Ephesus, denn da gab es große Gruppen prominenter und mächtiger Frauen, die Kulttempel betrieben, die die Göttin Diana anbeteten. Frauen wurden als die Spitze der Schöpfung Gottes betrachtet. Sie sollten angebetet werden und nur sie sollten die Gemeinde anleiten. Paulus sagte also, lasst die Frauen lernen, damit sie die Wahrheit erkennen bevor sie die Kirche Christi leiten. Ja, sie leiteten schon vorher in ihren Kultstätten, aber lasst sie ihre eigenen „Tempel“ mit Jesus in Ordnung bringen, bevor sie in Jesu Kirche lehren können.

2. "herrsche (Macht haben über)" - In Griechisch ist dieses spezielle Wort für Macht haben sehr interessant. Es wird auf eine ähnliche Weise benutzt, wie Jesus Autorität über das Böse hatte. Es ist eine physische, gebieterische Autorität. In Markus 10, Vers 42 und 43, verurteilt Jesus diese Form von Autorität und sagt, diese Art sollte nicht unter seinen Nachfolgern herrschen. Da sind wir uns alle einig, physische und missbräuchliche Macht haben keinen Platz in der Kirche und das ist alles, was Paulus sagt. Er will nicht, dass die Frauen in Ephesus physische und verletzende Macht über Männer ausüben. Heutzutage sehen wir das oftmals von einer anderen Seite und denken, dass Jesus und Paulus, wenn sie jetzt hier wären, einigen Männern sagen würden, dass sie aufhören sollen zu lehren! Genauso wie wir es nicht allen Männern verbieten würden zu predigen, nur weil es einige schlechte unter ihnen gibt, sollten wir das gleiche nicht mit diesem Vers machen, der ganz klar nur einige üble Frauen verdammt und nicht allen Frauen verbietet zu lehren.

3. "Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva." - Dieser Satz korrigiert eine falsche Lehre, die von diesen Frauen damals gelehrt wurde, dass Eva zuerst von Gott geschaffen wurde und nicht Adam. Das Gleiche gilt für Vers 14. Paulus bekräftigt lediglich den alttestamentlichen Text, wie er das oftmals macht, indem er sagt, dass die Bibel da sehr deutlich ist und Adam zuerst von Gott geschaffen wurde. Es ist keine Verdammung des weiblichen Wertes, Paulus sagt lediglich, dass Gott ein Gott der Ordnung ist. Auch in seiner Kirche will Gott eine gewisse Ordnung und keine falschen Lehren, die verbreitet werden.

4. "Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt" - In den Kultstätten der Göttin Diana wurde Frauen beigebracht, dass sie Opfer bringen und ihre Babys umbringen müssen, damit sie von der Göttin gesegnet und gerettet werden können. Wie furchtbar! Furchtbar, das dachte auch Paulus. Deshalb sagte er zu Timotheus, dass Frauen durch ihren Glauben an Jesus gerettet werden, wenn sie dem Leitbild von Jesus und seinen Absichten nachfolgen und nicht töten.

5. "im Glauben bleiben" - Ähnlich wie Paulus sagt, Frauen lernen zu lassen, weist er Timotheus an, dass die Frauen im Glauben bleiben sollen. So ist das bei uns allen, wenn wir Leiter werden und anderen das Wort Gottes näher bringen wollen. Bleibt fest im Glauben und wachst in Gott. Und wenn wichtige Sachen in uns korrigiert werden, dann können wir auch leiten. Es war Paulus' Absicht, dass Timotheus diese Frauen in Ephesus in die Wahrheit führt und falsche Glaubenslehren korrigiert, damit sie eventuell eines Tages leiten können.

Das sind die kulturellen und kontextuellen Hintergründe dieser Verse. Wenn wir auf den Kanon schauen und das Leben von Christus, dann bekommen wir einen tieferen Einblick wie Frauen in der Kirche leiten und predigen können.

Wir wissen, dass an anderen Stellen in den Schriften von Paulus Frauen die Kirche leiten konnten. Unter anderem Lydia und Priscilla leiteten und unterrichteten nicht nur Männer, sie wurden von Paulus dazu angehalten, die Kirche zu leiten. Tatsächlich waren Priscilla und ihr Mann sehr einflussreich in der frühen Kirche und korrigierten einige falsche Glaubenslehren. Priscilla wurde immer vor ihrem Mann genannt, was wirklich eine Seltenheit ist - das lässt vermuten, dass sie die Hauptleiterin war. Paulus schränkte auch nur Frauen in der griechischen Kultur ein, wo es diesen Kult um die Anbetung der Göttin Diana gab. In seinem Brief an die Römer verpflichtete er sogar viele Leiterinnen. Wir wissen außerdem, dass Jesus in den Evangelien Frauen von ihren gesellschaftlichen und kulturellen Stellungen befreite. Und natürlich gab es auch im Alten Testament immer wieder Frauen, die die Leitung übernahmen.

Wie auch immer, es ist wichtig, dass wir alle fortwährend die Bibel lesen und wir zulassen, dass die Bibel uns liest. Tiefer in Gott eintauchen und in seine Liebe, das sind Dinge, die passieren, wenn wir in sein Wort eintauchen und in unserer Liebe dafür wachsen. Ich hoffe, dass das euch hilft und bedanke mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt, das zu lesen (entschuldigt, dass es so viel ist). Wenn ihr mehr von mir hören wollt, dann hört euch mal meinen Podcast Preach what you practice auf YouTube, Spotify, Apple Podcasts und all den anderen guten Podcastanbietern an.

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