Thema des Monats: Mental Health – Es ist ok, wenn du nicht ok bist

via Pixabay
Das Thema Mental Health ist mittlerweile gefühlt in aller Munde. Aber dann ist es das eben auch wieder doch nicht und wird verschwiegen und an den Rand gedrängt. Deshalb möchten wir uns im Mai dem Thema hier widmen.


Was ist normal?

Diese Frage stellt sich vermutlich jeder Mensch an verschiedenen Stellen. Dabei geht es nicht nur um Äußeres, um Arbeit, Essen, Schlafen, um das Leben allgemein sondern auch um die eigenen Gefühle und Gedanken. Doch da geht es meist ziemlich paradox zu: Kaum jemand hinterfragt die positiven Einstellungen. Geht es gut, dann ist alles ok und im Soll. Doch sobald es um die andere, die „dunkle“ Seite geht, werden Fragen laut: Ist das normal? Stimmt etwas mit mir nicht? Wo ist das Problem? Es scheint, und davon kann man sicher in der aktuellen Gesellschaft auch ausgehen, dass gesund als normal gilt. Nicht nur was körperliche Gesundheit angeht. Auch im Kopf sollte immer alles beieinander sein: Sommer, Sonne, gute Laune.

An sich spricht auch nichts dagegen, das Ideal so zu setzen. Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich Gleichgültigkeit oder Schmerz und niederdrückende Gefühle das Leitbild bestimmen würden? Trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, dass der Zustand der positiven Stimmung als Wunschbild überstrapaziert wird. Ideal – ja, Normalität – nein.

Wer ist denn schon immer gut drauf? Wer hat nie einen schlechten Tag? Ich kenne niemanden. Unser Leben ist nicht 24/7 nur Sonnenschein und Leichtigkeit. Es gibt Rückschläge, es gibt Verletzungen, es gibt dunkle Phasen. Man braucht nur mal jemanden dazu fragen, der schon einmal eine Trennung oder Liebeskummer durchlebt hat. Ist das unangenehm? Auf jeden Fall. Ist das erstrebenswert? Mit Sicherheit nicht. Aber ist das normal? Natürlich.

Und genau so lässt sich der Kreis auch weiter spannen. Ich habe eine Freundin, die schon vor ihrem 18. Geburtstag in Therapie wegen einer Depression war. Der Ehemann einer Bekannten leidet auch an einer Depression mit schweren manischen Phasen. In meinem engsten Familien- und Freundeskreis gibt es drei Leute, die ebenfalls an einer diagnostizierten Depression leiden. Ich kenne jemanden, dessen Vater an Schizophrenie leidet. In meiner Familie wurde bei einer Person eine soziophobische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Mir fallen auf Anhieb ohne Nachzudenken drei Personen ein, die schon einmal versucht haben, sich umzubringen.

Auf diese Liste komme ich, wenn ich einmal die Fälle an psychischen Krankheiten aufschreibe, die mir spontan einfallen. Da sind alle die Leute, die sich nie auf eine Therapie oder nicht mal auf ein Gespräch einlassen, die diese Dinge in sich verbergen und still leiden, noch nicht mal mit dabei.

Das klingt jetzt natürlich alles sehr unschön und zeichnet ein düsteres Bild. Ich möchte damit nicht das Unangenehme überhöhen. Ich möchte nur verdeutlichen, dass unsere Welt nicht nur aus Lachen und Freude besteht. Psychische Krankheiten sind nicht schön, sie sind furchtbar, sie beeinträchtigen unser Leben und das Leben unseres Umfelds. Aber sie sind normal. Sie gehören zu unserem Leben als Menschen dazu.

Genauso wie gebrochene Beine, Lungenentzündungen, Brustkrebs, Demenz. Unser Körper ist nicht Zeit seines Lebens in der besten Verfassung und unser Verstand ist es eben auch nicht. So leben wir Menschen auf diesem Planeten. Es gibt helle Tage. Aber es gibt auch dunkle Tage, sicher auch dunkle Wochen oder Jahre und es gibt furchtbare psychische Krankheiten. Das ist schlimm. Aber es ist nicht das Ende des Lebens. Wenn man nur mal kurz um sich schaut, wird man viele Menschen finden, denen es genauso geht und die trotzdem Tag für Tag weiterleben.

Du bist nicht allein.

Es ist ok, wenn du nicht ok bist.

Kommentare