Christmas Rock Night 2018

Und wieder einmal gehört sie der Vergangenheit an, die Christmas Rock Night, eines der bedeutendsten Konzerte der christlichen Musikszene in Deutschland. Vergangenes Wochenende versammelten sich traditionell zum 2. Advent zahlreiche Besucher im Haus Ennepetal, um fünfzehn großartigen und teils sehr unterschiedlichen Bands zu lauschen.

Den Start der diesjährigen CRN machte die deutsche Band Burning Nations auf der Hauptbühne. Sie waren zum zweiten Mal als Band zu Gast und nicht nur die Band hatte Spaß. Auch das Publikum, das es Freitagnachmittag zur ersten Band geschafft hat, zeigte schon, dass es tanzwütig war.
Als zweite Band des Abends traten Within Silence aus der Slowakei auf die Hauptbühne. Sie spielten ihr erstes Konzert auf der Christmas Rock Night und lieferten eine ansprechende Show mit klassischem melodischem Powermetal. Auch wenn es als unbekannte Vorband meist schwer ist, das Publikum mitzureißen, haben sich die Fünf wacker geschlagen. Das Publikum hatte sichtlich Freude an der Musik und die Band konnte sicher den einen oder anderen neuen Fan gewinnen.
Death Therapy wird für viele als die Band mit der spannendsten Besetzung der diesjährigen CRN in Erinnerung bleiben: Sänger und Bassist Jason Wisdom (ehemals Becoming the Archetype) wird nur von einem Schlagzeuger unterstützt. Wer sich vorher die Frage gestellt hat, ob zwei Personen überhaupt ausreichen, um eine Metalband zu bilden, dürfte die Möglichkeit nach diesem Konzert mit ja beantworten. Es ist erstaunlich, wie zwei Musiker allein ohne viele Backing Tracks es schaffen, dass es klingt als sei eine fünfköpfige Band auf der Bühne. Der kraftvolle, schwere Klang mit aussagekräftigen Texten fand regen Anklang und so war es eine kleine Enttäuschung, dass die beiden Musiker nur eine ausgesprochen kurze Setlist im Gepäck hatten.

Als nächstes spielten Random Hero auf der Hauptbühne. Die Band aus Colorado waren bereits das dritte Jahr in Folge auf der CRN und konnten sich so auf textsichere Fans verlassen. Die Stimmung kletterte auf den ersten Höhepunkt des Abends und es wurde geklatscht und gesprungen, was das Zeug hält. Für Freude gesorgt haben dürfte auch die Ankündigung eines neuen Albums für nächstes Jahr. In dem Zusammenhang wurde auch gleich der Song Tension vom neuen Album erstmalig live aufgeführt.
Anschließend betraten Eric Clayton & The Nine die Bühne. Da die Band in dieser Form noch nicht lange besteht, war vielen im Vorhinein nicht genau klar, was sie da erwarten würde. Soviel kann gesagt werden: Der Name The Nine steht nicht für eine Band mit neun Musikern, aber auch nur zu fünft wurde ein voluminöser Klangteppich ausgebreitet, über den sich dann Eric Claytons kraftvolle Stimme bewegte. Eine Show, die zwischen den vielen jüngeren und schnelleren Bands etwas herausstach. Vermutlich auch aus diesem Grund war das Publikum zu diesem Auftritt etwas kleiner, was die Performance und den Genuss der Anwesenden aber sicher nicht beeinträchtigt hat.
Die vorletzte Band des Abends waren Phinehas, die mit Metalcore die härtere Sparte auf dem Festival bedienten. Das sie in Ennepetal keine Unbekannten sind, zeigte sich an einem gut gefüllten Saal und einer großartigen Stimmung. Auch mit neuem Schlagzeuger (der ehemalige Drummer Lee Humerian war zwar ebenfalls wieder da, aber nur hinter dem Mischpult zu sehen) konnte die Band überzeugen und im Moshpit, Headbangen oder im Circlepit legten die Freunde der härteren Musik ordentlich los.
Headliner am Freitag waren Disciple, die mittlerweile schon beinahe zum Inventar der Christmas Rock Night gehören. Zu ihrem Auftritt lässt sich daher wenig Neues sagen. Die Vier um Kevin Young lieferten wie auch in den letzten Jahren eine solide Show ab, im Publikum wurde ordentlich getanzt und zu älteren und neueren Klassikern wie Dear X und Radical wurde auch kräftig mitgesungen. Am Ende des Auftritt mischte sich in die Euphorie dann noch etwas Wehmut, da dieser Auftritt Andrew Stantons letztes Konzert mit Disciple war. Die Band überreichte ihm dazu ein Banner und er wurde unter gebührendem Applaus verabschiedet.

Die Fortsetzung des Festivals am Samstag begann mit dem Gottesdienst, bei dem die drei Geschwister von Children 18:3 in akustischer Besetzung zur Lobpreiszeit zu hören waren. Die Predigt hielt Kevin Young, der sich mit der Austreibung der Händler aus dem Tempel durch Jesus beschäftigte.

Um 15:00 Uhr wurden dann die Verstärker im Haus Ennepetal wieder aufgedreht und auf der Hauptbühne spielten I.N.D. Die polnischen Musiker spielten an diesem Wochenende das erste Mal in Deutschland. Ihr eher klassischer Metal kam trotz der frühen Nachmittagszeit gut beim Publikum an und bot mit der kräftigen Stimme der Frontsängerin Alina Lewandowska und diversen Gitarrensoli einen guten Einstieg in den zweiten Festivaltag.
Als zweite Band betraten Comrades aus den USA die Hauptbühne. Das Trio stand bereits im letzten Jahr hier auf der Bühne und war sichtlich erfreut, wieder zurück zu sein. Auch wenn die Musik weniger zum Abgehen und Moshen anregt, war der Raum gut gefüllt mit Leuten, die gespannt zuhörten. Es gibt wohl nur wenige Bands, denen ihre Leidenschaft und Begeisterung live so stark anzumerken ist und die ihre Musik dadurch mit den Zuhörern teilen.
Als nächstes waren Normal ist anders an der Reihe, die sich mittlerweile zu einer der erfolgreichsten deutschen Bands im christlichen Bereich gespielt haben. Entsprechend gut kam auch ihr energiegeladener Jumprock beim Publikum an. Bei allem Spaß und aller Party kommen dabei aber auch tiefgehende Aussagen nicht zu kurz, was schnell offenbar wird, wenn man das Augenmerk einmal auf die deutschen Texte legt.
Anschließend war auf der Hauptbühne die Zeit für Kevin Young gekommen, der erstmals als Solokünstler angekündigt war. Dabei war es nicht wirklich überraschend, dass er von seinen drei Disciple-Kollegen unterstützt wurde. Das hatte im Gegenzug allerdings zur Folge, dass das Konzert auch einfach als zweite Show von Disciple durchgegangen wäre, wenn auch eine mit ein paar ruhigeren und persönlicheren Akzenten seitens Kevin. Für alle eingefleischten Fans war das sicher ein Grund zur Freude, wer dagegen ein neues, eher eigenständiges Soloprojekt erwartet hatte, wurde  enttäuscht.

Children 18:3 sind auch keine Unbekannten auf der CRN. Ihr letzter Besuch liegt eine Weile zurück und nicht nur das Publikum feierte den Auftritt der Geschwister, sondern auch der Band sah man die Freude an, wieder einmal in Deutschland zu sein. Mit Power startete das Set und so blieb es bis zum letzten Ton. Punkrock vom feinsten boten Children 18:3 mit Circle Pits, Moshpits und Gitarren- als auch Drumsolo. Textsicher war das Publikum auch, denn leider gibt es von der Band bisher keine neuen Songs.

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Als nächstes wurden von Silent Planet noch einmal härtere Klänge dargeboten. Die Band um Garrett Russell war 2015 das erste Mal zur Christmas Rock Night und befindet sich gerade auf ihrer ersten Europa-Tour als Headliner. Ihren wachsenden Erfolg haben sie auch der Tatsache zu verdanken, dass ihre Musik sich nicht in die klassischen Genres einordnen lässt. Mal ruhig und geheimnisvoll, dann wieder laut und aggressiv. Auch inhaltlich machen die Vier vor nichts halt, nicht vor Appellen zur Gleichheit und Nächstenliebe gegen den politischen Zeitgeist und auch nicht vor der Thematisierung von psychischen Krankheiten.
Die vorletzte Band des Abends war Fireflight, die nach längerer Pause wieder auf der Bühne zu sehen waren. Mit Unterstützung durch Josiah Prince und Joey West von Disciple gaben sie ihre alten Klassiker zum Besten und spielten auch die in diesem Jahr neu erschienenen Lieder Die Free und I Won‘t Look Back. Es war auch aus dem Grund ein besonderes Konzert, da Frontsängerin Dawn Michelle sichtlich davon bewegt war, wieder auf einer Bühne zu stehen und ein begeistertes Publikum zu erleben. Hoffentlich gibt es in nächster Zeit noch mehr von ihnen zu hören.
Den krönenden Abschluss der diesjährigen Christmas Rock Night übernahmen anschließend Red, die ihr viertes CRN-Konzert gaben. Mit ihrer kraftvollen Musik, die oft mit Streichern und in letzter Zeit auch mit elektronischen Klängen angereichert ist zählen sie zu den großen Acts der christlichen Musikszene. Dass sie damit auch live punkten, zeigte sich an zahlreichen Moshpits und der einen oder anderen Wall of Death.

Rund um die Hauptbühne gab es wie auch in den vergangenen Jahren noch genug andere Angebote und Programmpunkte. Auf der Sidestage spielten an beiden Tagen parallel zum Programm auf der Hauptbühne viele Bands ein zweites Set im kleinen Rahmen, auf der Talkstage gab es Gelegenheit, mehr über die Künstler zu erfahren. Daneben hatten die Bands ihre Merchstände aufgebaut und man konnte Musik und Kleidung erwerben oder mit den Musikern ins Gespräch kommen. Für körperliche (Essen & Trinken) und seelische Bedürfnisse (Raum der Stille) war ebenfalls gesorgt.

So bleibt zum Schluss nur noch der Dank an alle auszusprechen, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben: Organisatoren, Techniker, Moderatoren, Bands, Caterer, Security, Fotografen, Sanitäter, Helfer in den Unterkünften und alle anderen, die diese zwei Tage mit Herz und Hand unterstützt haben.

Zusammenfassend kann man nur sagen, dass die Veranstalter wieder ein Line-Up aus vielen guten, charismatischen und spannenden Künstlern eingeladen haben. Es hat sich auch wieder gezeigt, wie facettenreich doch ein Festival sein kann, auch wenn man es auf Rock/Metal/Hardcore beschränkt.

Wir freuen uns auf die Fortsetzung!

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