Thema des Monats: Wenn Zweifel an dir nagen

via Social Beingz
Im Thema des Monats geht es um Zweifel. Jeder hat mit Zweifel zu kämpfen. Mal mehr, mal weniger. Wir haben mit Josh von Social Beingz gesprochen, wie er mit Zweifel umgeht.

Es ist ok, nicht ok zu sein

Vor ein paar Tagen habe ich durch Facebook gescrollt (wie wir alle es tun) und habe einen sehr schlimmen Artikel über einen Kirchenvorstehenden gefunden, der kürzlch Selbstmord begangen hatte. Er hatte eine wundervolle Familie und lebendige Kirche. Nach außen hin schien es als sei alles großartig. Er sprach regelmäßig über Depression und Suizidgedanken und dass er damit zu kämpfen hatte, aber es war trotzdem schockierend für die Kirche und seine Familie, dass er sich plötzlich das Leben nahm. Ich weiß, ich habe diesen Blogpost mit schwerer Kost begonnen und das kann ein sehr sensibles Thema für manche sein, deswegen möchte ich folgende Sachen klar stellen, bevor ihr weiterlest:
- Ich habe nicht alle Antworten.
- Das ist kein „Glaube bis es klappt“ eine Antwort für alles Blogpost, bitte verstehe ihn nicht so.
- Ich hatte selbst mit diesen Dingen zu kämpfen, deswegen denke daran dass ich einen sehr empathischen und verständnisvollen Standpunkt vertrete und niemanden verurteile oder bewerte.

Da das klar gestellt ist, ich glaube zu 100% das der Glaube in Jesus Christus sowohl als Herrn und Retter unseres Lebens alles komplett und grundlegend ändert. Ich habe oft den Ausdruck „Spielmacher“ oder „Libero“ (wie im Fußball) als Bezeichnung für neue Ideen und frischen Wind gehört, aber tatsächlich gibt es kein wahreres Statement: Jesus ist der Spielmacher!!!  Nichtsdestotrotz ist es sehr gut möglich, dass jemand der an Jesus glaubt und ihm sein Leben voll hingegeben hat immer noch von Depressionen, Suizidgedanken und Zweifeln geplagt sind.
Unglücklicherweise haben viele der charismatischen Kirchen das Bild vermittelt dass Glaube das Gegenteil von Zweifeln ist. Wenn du mit Zweifeln kämpfst hast du nicht genug Glaube und du solltest beten gehen und mehr in der Bibel lesen und das wird alles reparieren. Entschuldigung, aber obwohl Gebet und und Bibellesen extrem wichtig für ein christliches Leben sind und sehr zum Glauben beiträgt sind sie nicht die einzige Ausdrucksweise von Glauben, und leider nicht immer genug um Zweifel, Angst und Panik zu beseitigen. Sie sind durch und durch wichtig, aber kein schnelles Allheilmittel oder Selbsthilfeprogramm zu einem besseren Leben. Jesus hat gesagt „Wenn ihr Glaube habt so groß wie ein Senfkorn (die winzig klein sind), dann könnt ihr Berge versetzen“ (Matthäus 17,20). Ich weiß nicht wie es dir geht aber ich habe noch nie einen Berg versetzt und es scheint ein ziemlich radikales, wundersames und krasses Vorhaben zu sein. Die Vorstellung, dass man so etwas mit so einem klein wenig Glauben schaffen kann sagt mir zwei Dinge:
- Gott kann mit deinen Zweifeln umgehen und trotz allem noch großartige Dinge mit und durch dich tun.
- Es ist ok, nicht ok zu sein.

Ich glaube ein Teil unseres Problems ist, zumindest in Europa und den USA, dass unser christlicher Glaube keinen Raum für Fragen, Zweifel oder auch nur Gefühle die nicht eitel Sonnenschein sind lässt. Wir erheben die, die alles im Griff haben als „sicher im Glauben“, wir loben die die redegewandt große Zuschauermengen unterhalten als „große Frauen und Männer Gottes“. Wir haben eine Superheldenkultur erschaffen, in der trotzdem leider niemand einfach den anderen retten kann! Nicht das irgendetwas davon unbedingt schlimm wäre, aber wenn du alles im Griff hast, du ein guter Leiter bist und so weiter, dann ist das gut für dich  - das Problem daran ist, was wir mit Jesus tun würden. Würden wir auf Jesus schauen, der in Armut geboren wurde, und ihm sagen dass er nicht gut genug ist um die Gemeinde zu leiten? Würden wir ihm, der tatsächlich ein Flüchtling war, sagen dass er in unserem wundervollen Land nicht willkommen ist? Würden wir Jesus während seiner Kreuzigung zwischen Folter und unfassbaren Schmerzen sagen, dass er mehr Glaube haben soll? Vielleicht würden wir das gleiche sagen wie die, die bei der Kreuzigung zugeschaut haben: „Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, dann steig vom Kreuz herunter und rette dich selbst“ (Markus 15,30). Die Wahrheit ist folgendes: weil wir Zweifel und Schwäche nicht akzeptieren können, haben wir ein oberflächliches Verständnis von Glaube entwickelt. Ich hoffe, du hast an dieser Stelle zwei Fragen:
- Was mache ich mit meinen Zweifeln?
- Wie lebe ich wahren Glauben?

Das sind sehr gute Fragen! Mein Vorschlag ist, dass unsere Zweifel neue Informationen für unseren Glauben liefern können. Damit meine ich, dass deine Zweifel zu Fragen werden können, die Fragen werden zu Gebeten, Recherche, Nachdenken und Reflexion, die dann in Antworten, Erlösung, Perspektiven und ein tiefes Verständnis gewandelt werden das unseren Glauben ermutigt, stärkt und vertieft. Zweifel sind nicht die Abwesenheit von Glauben, sie sind Nachweise für Glauben. Du würdest nicht an einem Glauben zweifeln, den du gar nicht hast! Deswegen habe Zweifel, aber lass die Zweifel dich nicht einnehmen. Nimm sie an, hinterfrage sie, durchdenke sie und lass sie dich zu einem Glauben führen der alle Aspekte des menschlichen Lebens beinhaltet und am Ende des Tages sagen kann „Ich glaube immer noch“. Lass deinen Glauben der Krankheit, Depression, Angst und sogar dem Tod ins Gesicht starren und sagen „Ich glaube immer noch“. Lass deinen Glauben dir Frieden geben mitten im Sturm und erlaube dir zu sagen „Es ist ok, nicht ok zu sein.“

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