Osterspecial – Eine aufregende Woche

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Mit der Passions- und Ostergeschichte verhält es sich fast genauso wie mit der Weihnachtsgeschichte. Sie bleibt Jahr für Jahr die gleiche. Und wie viele Dinge, die wir zu oft gehört haben, kann es sein, dass sie uns nur noch langweilt. Deshalb gibt es heute und in den nächsten Tagen hier die fast 2000 Jahre alte Geschichte aus einer anderen Perspektive.
Wir wollen einen jungen römischen Soldaten begleiten, der in jenen Tagen aus der Welthauptstadt Rom an den Rand des Reiches nach Jerusalem versetzt wurde:

Ich muss gleich zugeben, dass ich mir die Versetzung hierher nicht gewünscht habe. Nach meiner Ausbildung wäre ich gerne in Rom geblieben, oder wenigstens in der Umgegend von Rom, wo ich aufgewachsen bin. Natürlich ist die Anstellung am Hof des Statthalters Pilatus ein guter Posten, aber in dieser Provinz mit lauter Fremden fühle ich mich trotzdem unwohl. Das liegt auch an diesem seltsamen und störrischen Volk, was hier lebt. Ich kann das nicht nachvollziehen. Wir haben ihnen den Frieden gebracht, unsere Technologie, unsere Weisheit und unsere Götter. Und trotzdem wird man auf der Straße schief angeschaut und Aufstände und Attentate gibt es auch immer wieder. Wieso erkennen diese Leute den Segen nicht, den wir ihnen gebracht haben?
Am meisten verwirrt mich allerdings ihre religiöse Tradition. Hier in Jerusalem steht ihr Tempel und um diesen dreht sich hier alles. Oder vielleicht sollte ich besser sagen, um die religiöse Elite im Tempel dreht sich alles. So klingt es zumindest wenn ich mir die Erzählungen hier im Prätorium anhöre.
Momentan findet irgendein Glaubensfest statt und in Jerusalem ist die Hölle los. Menschen aus aller Herren Länder sind hergekommen, um im Tempel zu feiern. Was für ein Aufwand. Und das nur, weil diese Leute nur einen einzigen Tempel haben. Kann man sich das vorstellen? Ich kann es ja schon nicht nachvollziehen, dass sie nur einen Gott haben, aber dazu auch nur einen Tempel? Kein Wunder, dass an diesen Tagen hier alles mit Menschen überfüllt ist. Hoffentlich gibt es keinen Aufstand. Die Stadt ist schon unruhig. Vor ein paar Tagen ist irgendein Wanderprediger hier nach Jerusalem gekommen. Er wurde von den Massen gefeiert und das muss die Religionsführer hier irgendwie beunruhigt haben. Ich verstehe zwar den Zusammenhang nicht ganz, aber seitdem gehen deren Abgesandte und Boten hier ein und aus und das ist nicht der Normalfall. Es ist mir im Prinzip auch gleichgültig, sollen sie ihre Differenzen doch untereinander ausmachen. Unsere Religion ist so oder so die überlegene. Wir haben viel mehr Götter und vor allem auch Tempel. Das ist es, was zählt. Und der Erfolg unseres Glaubens ist nicht zu übersehen, schließlich herrscht Rom über den gesamten Mittelmeerraum und nicht Jerusalem.
Hauptsache in den nächsten Tagen ist aber, dass Ruhe und Ordnung in der Stadt gewahrt bleiben. Besonders weil gerade so viel Trubel herrscht.
Dafür sind wir römischen Soldaten hier und das ist auch meine Aufgabe.

Fortsetzung folgt...

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