Buch: Samuel Koch - Zwei Leben

via adeo
Viele erinnern sich noch an den einen Abend im Dezember 2010. „Wetten, dass…?
Ein junger sportlicher Mann wettete in der beliebten „Ich kann etwas, was andere nicht können“-Show mit Thomas Gottschalk, dass er mit Sprungfedern unter den Füßen, sogenannte „Poweriser“, über 5 fahrende Pkws springen könne, angefangen beim Smart bis hin zum Geländewagen. Die Show, die sonst immer mit viel Spaß und skurrilen Wetten verbunden war, wurde an eben jenen Abend des 4. Dezembers 2010 von einem tragischen Unfall überschattet. Was in den Proben noch klappte misslang dem jungen Athleten während der Sendung. Beim Sprung über das 4. Fahrzeug, welches vom Vater des Wetten, dass-Kandidaten gefahren wurde, passierte der schreckliche Unfall. Samuel Koch nahm Anlauf und sprang mit seinen Sprungfedern über den Pkw und blieb wenige Sekunden später reglos am Boden liegen. Schock und Fassungslosigkeit im gesamten Studio. Vor allem aber auch bei Moderator und Showmaster Thomas Gottschalk, welcher die Sendung abbrach. Samuels Zustand war kritisch. Es folgten zahlreiche Operationen, schier endlose Krankenhausaufenthalte und ein Reha-Marathon. Was damals noch unmöglich schien und Samuel Koch sich nicht zutraute: er schrieb ein Buch über seinen Unfall und sein Leben mit der Lähmung. Die Bestandsaufnahme, das Schwelgen in Erinnerungen und der Zukunftsausblick halfen ihm, mit der Situation klarzukommen.

In seinem Buch „Zwei Leben“ schreibt er aber nicht nur darüber, sondern auch woher er die Kraft nahm, nicht aufzugeben.
Das Hardcover-Buch wurde von adeo verlegt und beginnt mit einem Vorwort von Thomas Gottschalk. Es gibt 2 „Kapitel“ im Buch, auf denen der Leser Bilder von Samuel Koch finden kann. Bilder aus seiner Kindheit. Bilder von ihm beim Sport. Bilder nach dem Unfall…
Samuel schreibt von seinen Träumen und Zielen, die er vor dem Unfall hatte. Der Student sah sich in seiner Zukunft als Schauspieler und Stuntman. Das war sein Traum, der durch diesen Unfall zerstört wurde.
Vielen Menschen, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erleiden und plötzlich von einer Sekunden auf die nächste vor den Trümmern ihres Lebens stehen, will dieses Buch Mut machen. Mut, nicht aufzugeben. Mut, für seine Träume und Ziele trotz Handicap zu kämpfen.
Samuel hat den Willen zu kämpfen.
Die sehr bewegende Geschichte eines jungen Mannes, dessen Leben sich in einem winzigen Augenblick veränderte.
Es ist aber auch ein Buch mit ergreifenden Worten, die Mut machen.
Hier noch eine kleine Leseprobe für euch:

"Ein kleiner Tumor oder 60 Millisekunden können über ein Leben entscheiden.
Was soll das? Ich weiß es nicht.
Ich kenne nicht der Weisheit letzten Schluss - geschweige denn ihren Anfang.
Mein persönlicher Super-GAU ist, abgesehen vom Tod eines Angehörigen, der,
dass ich mich nicht mehr bewegen kann.
Was hilft, ist die Hoffnung,
dass ich eines Morgens plötzlich mit verschränkten Armen im Türrahmen stehe,
kurz meiner Familie zuwinke und zum ersten Waldlauf aufbreche.
Allein die Vorfreude darauf ist es mir wert, an der Hoffnung auf Heilung festzuhalten.
Wunder passieren nicht auf Knopfdruck.
Aber hoffen ist erlaubt.
Ich hoffe darauf, mich wieder bewegen zu können.
Auch wenn der Verstand mir rät, lieber nicht darauf zu setzen,
um mich nicht selbst zu enttäuschen. ...
... Spätestens im Himmel werde ich all das wieder tun können, da bin ich sicher. ...
... Wenn ich als kleiner Junge die Sterne angeschaut habe,
wurde mir allein bei ihrem Anblick schon ganz mulmig:
Die Gedanken an die Unendlichkeit und die Fragen,
wo wir herkommen und was nach dem Tod geschieht,
bereiteten mir früher in meinem Hochbett schlaflose Nächte und machten mir Angst.
Bringe ich heute dagegen meinen Rollstuhl in eine Liegeposition und betrachte den Nachthimmel,
wird mir eher auf eine beruhigende Weise bewusst,
was für ein kleines Rad in diesem unvorstellbar komplexen Ordnungssystem des Universums
ich bin und wie wenig ich begreife oder kontrollieren kann.
Gemessen an der Unendlichkeit - der "umgekippten 8",
wie Chris und ich sie oft bezeichnen -,
sind die vielleicht 50 Jahre, die ich hier auf der Erde noch vor mir habe, nur ein Wipmernschlag.
Natürlich hoffe ich, dass ich sie nicht im jetzigen Zustand "absitzen" muss.
Das wäre so brutal anders als alles, was ich mir unter meinem Leben vorgestellt hatte.
Aus meiner heutigen Sicht gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder, mein Zustand verbessert sich so weit, dass ich damit leben kann - oder ich lerne,
meine Situation so anzunehmen, wie sie ist.
Aber dies ist nur das letzte Kapitel des Buches, nicht meines Lebens!"
(Samuel Koch in seinem Buch "Zwei Leben", Seite 199f) 





Sein Buch liest Samuel Koch u.a. in besonderen Konzertlesungen, die er zusammen mit seinem Freund Samuel Harfst aufzieht, selbst. Ein besonderes Erlebnis.
Ab Februar sind die beiden wieder gemeinsam auf Tour. Es gibt noch Karten zu kaufen, aber einige Termine sind schon restlos ausverkauft.

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