Buch: Andrea Timm & Christhard Lück - Der Mond ist aufgegangen

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Andrea Timm, Architektin und engagierte Katholikin, und ihr Nachbar Christhard Lück, Professor für evangelische Theologie in Wuppertal, kamen auf einem Nachbarschaftsfest in Münster auf die Idee, zusammen einen Krimi zu schreiben.
Das Kirchenambiente musste als Kulisse für den Krimi "Der Mond ist aufgegangen - Ein Inselkrimi" herhalten, weil es viel Aufsehen erregt und ein Pfarrer sehr präsent ist.
Fachpersonal wurde um Unterstützung gebeten. Authentizität war zentral. Geschrieben wurde getrennt, eingefügt und immer wieder überarbeitet. Die Nachbarn durften über den Namen der Hobbyermittlerin Svea abstimmen.


Svea Norden und Fritjof Harmsen sind alte Schulfreunde und treffen sich nach vielen Jahren zufällig wieder. Die Kinderpsychologin Svea ist zur Kur auf der Insel, auf der Fritjof als Gemeindeorganist arbeitet. Als Priester Ansgar van Halen tot aufgefunden wird und noch ein zweiter Mord geschieht, werden die beiden neugierig und beginnen zu ermitteln. Später arbeiten sie mit den zwei, zuerst überforderten, Inselpolizisten zusammen.
Der Kreis der Verdächtigen ist groß, denn van Halen war ein Intrigant und Manipulator. Die Ermittlungen bewegen sich in viele Richtungen. Täterprofile werden gezeichnet und letztlich wieder verworfen. Die Beziehungen der Inselbewohner untereinander sind vielschichtig und nicht immer leicht zu durchschauen. Abhängigkeiten, Verstrickungen und Intrigen werden offenbar.
Es ergeben sich Nebenschauplätze die teilweise nicht eingeordnet werden können, später aber zur Täterfindung beitragen.
Die Geschichte nimmt letztlich einen unerwarteten Lauf und führt zu einem Täter, der in die vorherigen Geschehnisse nicht eingeordnet werden kann. Die unerfüllte Liebe des Bibliothekars Thilko Nannsen zu Svea Nordens Zwillingsschwester Friederike Norden liefert letztlich das Mordmotiv.
Die Beschreibung der Schlussszene ist erschütternd psychopathisch.


Einen Krimi im kirchlichen Bereich spielen zu lassen kann aufzeigen, dass Menschen in allen Klassen, in allen Systemen und in allen Lebenslagen an ihre Grenzen kommen können.
Profitgier, psychische und zwischenmenschliche Probleme, Krankheiten und existentielle Nöte wurden in diesem Krimi anschaulich verarbeitet.


Der klaren, einfachen Sprache traut man es zunächst einmal gar nicht zu Spannung zu erzeugen. Die Sätze sind schlicht, aber in der Gesamtschau doch ausdrucksstark. Durch einen gleichförmigen, sich steigernden Schreibstil baut sich fast unmerklich eine Spannung auf, die zum Ende des jeweiligen Kapitels zwar aufgelöst wird, aber im Gesamtbild einen erneuten Spannungsbogen erzeugt. In die Kapitel eingeschobene Rückblicke und anonyme Profile unterstützen diese Wirkung.
Der Lesefluss wird damit gewährleistet.
Die Wortwahl ist insgesamt eingängig und leicht verständlich.
Humorige, szenische, sowie situative Einlagen lockern die Geschehnisse auf.
An manchen Stellen würde ein bisschen mehr Tiefgang die inhaltliche Substanz erhöhen.
Viele Gespräche in wörtlicher Rede nehmen den Leser mit ins Geschehen hinein. Der Schreibstil liefert detailgetreue Schilderungen der Szenen und Schauplätze.
Die schönen, ausführlichen Beschreibungen wecken Gefühle und lassen vor dem inneren Auge lebendige Bilder entstehen.
Die Autoren arbeiten mit Metaphern aus dem kirchlichen und inseltypischen Bereich

Im dritten Drittel des Buches gibt es einen außergewöhnlichen Rückblick, der ein Geschehen zwei Wochen zuvor beschreibt. Hier erwartet der Leser schon die Auflösung, aber die Lösung liegt tatsächlich in einer ganz anderen Richtung.

Das Geschehen ereignet sich in einem Zeitraum von ungefähr 8 Tagen. Die einzelnen Tage sind mit Datum versehen.

Die agierenden Personen wirken größtenteils überzeugend.
Die Beziehung zwischen Svea und ihrer Schwester Friederike wirkt an manchen Stellen oberflächlich. Als Leser wünscht man sich einen tieferen emotionalen Einstieg in die „alte Geschichte“ zwischen den Schwestern. Es gab scheinbare Ungereimtheiten.
Die Andeutungen bezüglich einer Romanze zwischen Svea und Fritjof wirken teilweise unentschlossen und nichtssagend.

Der Epilog lässt eine Fortsetzung der privaten und ermittlungstechnischen Beziehung zwischen den beiden Hobbydetektiven erahnen.
Ein Fortsetzungsroman wäre daher denkbar.

Der Krimi liest sich leicht und flüssig, erzeugt Spannung und nimmt am Ende einen ungewöhnlichen Verlauf.


Kaufen kann man "Der Mond ist aufgegangen - ein Inselkrimi" für 12,95 € bei Vivat!.

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