Ostern - Vertrauenssache

via kirche-hamburg.de
Heute ist Gründonnerstag. Wir denken Jahr um Jahr im Frühjahr an Jesu Tod - die Ostergeschichte haben wir schon so oft gehört, dass uns das alles irgendwie ganz selbstverständlich vorkommt.
 Jesus geht ans Kreuz und stirbt für unsere Sünden, ist doch logisch. Wir nehmen dieses Ereignis als so selbstredend hin, dass wir gar nicht mehr realisieren, was eigentlich dahintersteckt. Ich möchte die Chance nutzen, die Ostergeschichte einmal etwas näher zu beleuchten.

Jesus war mit seinen Jüngern jetzt einige Jahre unterwegs gewesen und um ihn hatte sich eine große
Nachfolgerschaft angesammelt. Viele von ihnen hatten die Wunder gesehen, die Jesus getan hatte, hatten gehört, was er gesagt hatte, fühlten die Liebe und die Güte, die er ausstrahlte. Das alles gipfelte darin, dass Jesus umjubelt von hunderten Menschen wie ein König in Jerusalem willkommen geheißen wurde. Dort will er mit seinen 12 engsten Vertrauten, den Jüngern, gemeinsam das Passahfest feiern. Dieses Fest erinnert an die Befreiung des Volkes Israels aus der ägyptischen Sklaverei - ein erster Hinweis auf die Befreiungstat, die Jesus vollbringen wird.
Schließlich ist es so weit, die 13 Männer feiern gemeinsam Abendmahl. Jesus weiß, was nun alles auf ihn zukommt, und möchte seine Jünger darauf vorbereiten: Er bricht mit ihnen das Brot und sagt: "Dies ist mein Leib, nehmt und esst." Außerdem segnet er den Wein mit den Worten: "Trinkt; dies ist mein Blut, das zur Vergebung der Sünden vergossen wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis." Außerdem macht er weitere Andeutungen, dass sie ihn bald nicht mehr sehen werden, er aber wiederkommen wird. Er wäscht ihnen sogar als Zeichen der Demut die Füße. Die Jünger sind in dieser Situation sehr wie wir: Ziemlich starrsinnig und unverständig. Sie verstehen nicht, was Jesus meint. Als er jedoch deutlich sagt, dass einer von ihnen ihn verraten wird, werden sie hellhörig und fragen, wer von ihnen es sein wird; Judas wird derjenige sein, und gleich nach dem Abendmahl verschwindet er, um Jesus für die bereits gezahlten 30 Silberstücke zu verraten.
Wie furchtbar muss es sein, zu wissen, dass man verraten werden wird, und wer einen verraten wird? Ich als Mensch finde es schon furchtbar, im Nachhinein zu erfahren, wenn ich hintergangen wurde. So ein Freundschaftsbruch macht traurig und verletzt. Wie muss es da Jesus gegangen sein? Er wusste es schon vorher und hat Judas Iskariot doch bis zuletzt wie einen guten Freund behandelt.
via cyberhymnal.org
Jesus geht schließlich, als das Abendmahl beendet war, mit seinen drei engsten Freunden Petrus, Jakobus und Johannes in den Garten Gethsemane, um zu beten. In dieser Situation merkt man, Jesus hat im wahrsten Sinne des Wortes höllische Angst vorm Sterben und absolut keine Lust auf das, was ihm bevorsteht. Jesus selbst sagt: "Meine Seele ist betrübt bis an den Tod, bleibt hier und wacht mit mir." Dann geht er ein Stück weg, setzt sich und beginnt zu beten. Er betet vermutlich so, wie selten jemand von uns je gebetet hat; in der tiefsten Angst wendet er sich an seinen Vater und fleht "Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen" - Jesus ist am Ende. Vermutlich hat er in dieser Situation weniger Angst vorm Tod als vor dem, was ihn danach erwartet: die Hölle. Jemand hat sich die Hölle mal nicht als Feuersbrunst vorgestellt, sondern als winzig kleinen Raum, in den man gerade so zusammengehockt hineinpasst vorgestellt, mit einer Leuchtstoffröhre, die permanent flackert und brummt. Dem unendlich lang ausgesetzt zu sein, macht wahnsinnig. Dieser Wahnsinn erwartete auch Jesus. Nur dadurch sind wir von unserer Sünde gereinigt.
Aber kommen wir zurück in den Garten Gethsemane: Angriffen des Teufels hatte sich Jesus in seinem Leben erwehrt, die listigen Pharisäer immer wieder durchschaut, vielen Menschen geholfen und Wunder getan, und jetzt sollte er einfach so dafür sterben? Das alles klingt auch sehr widersinnig und eigentlich unverständlich. Vermutlich würde jeder Mensch an dieser Stelle die Segel streichen und das Weite suchen - Jesus aber nicht. Er sagt: "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe, Herr."
Wieder gestärkt geht er zurück zu seinen Jüngern. Die findet er schlafend vor. Ich kann mir vorstellen, dass
die kurze Stärkung schnell wieder verflogen war, als er sah, dass die drei es keine Stunde geschafft haben, wach zu bleiben. "Tolle Freunde..." würde ich traurig denken. Jesus weckt sie und beschwört sie, ebenfalls zu beten, warnt sie vor Anfechtung. Er selbst zieht sich wieder zurück und betet erneut zu Gott. Die Jünger schlafen inzwischen wieder ein. Diesmal lässt Jesus sie, und weckt sie erst, nachdem er zum dritten Mal zu Gott gebetet hatte und alles vor ihn hingelegt hatte. Ganz ruhig sagt er nur: "Die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. Steht auf, lasst uns gehen! Er ist da, der mich verrät."
Wie Jesus sich in diesen Stunden gefühlt haben muss, ist für uns als Menschen unbegreiflich - und trotzdem gibt es ein eindrucksvolles Lied über diese Gefühlslage, die die Verzweiflung des Mannes deutlich macht, den wir verehren und dem wir unser Leben verdanken:

Tobias Hundt - Gethsemane


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Jesus wird schließlich abgeführt, verraten durch den Kuss eines ehemaligen Freundes, der sich schließlich aus Gram darüber das Leben nimmt. Jesus hat inneren Frieden gefunden. Das Gebet zu seinem Vater hat ihn gestärkt, die Bibel spricht sogar von einem Engel, der ihm Kraft schenkte. Er weiß immer noch, was ihm bevorsteht, er ist nicht blind gegenüber dem, was kommt. Aber er vertraut. Mit allem was er ist und was er hat vertraut er Gott, seinem Vater, legt ihm alle Ängste, Zweifel, Anfechtungen und schließlich sein ganzes Leben in die Hand. Jesus nimmt sich zurück, stellt sich an die Nummer zwei.

Dieses Vertrauen ist so groß, dass es für einen Menschen fast schon unbegreiflich ist. Und dennoch sollten wir uns dieses Vertrauen zum Vorbild nehmen und selbst aneignen. Jesus ist der eindeutige Beweis, dass Gebet wirkt und der Glaube an Gott stärker ist als alles andere auf der Welt.

Jesus macht Ostern zur Vertrauenssache - ein anderer Ansatz an die Ostergeschichte, aber ein lohnenswerter. Lass uns unser Leben auch zur Vertrauenssache machen und es voll und ganz Gott überantworten.

Die Geschichte vom letzten Abendmahl und Jesu Verhaftung kannst du z.B. im Matthäusevangelium ab Kapitel 26, 14 und im Johannesevangelium ab Kapitel 16 nachlesen. Diese Texte wurden für den Post genutzt.

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