34. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Hamburg

Einmal aller zwei Jahre wird eine deutsche Stadt für fünf Tage in Ausnahmezustand versetzt. 2011 fand er in Dresden statt, 2013 war der Deutsche Evangelische Kirchentag in der Hansestadt Hamburg zu Gast! Knapp 120.000 Menschen besuchten die zum 34. Mal stattfindende größte christliche Veranstaltung Deutschlands in diesem Jahr als Dauerteilnehmer, damit wurden wieder einmal Rekorde gebrochen.

Vom 1. bis zum 5. Mai sollte in Hamburg unter der Losung "Soviel du brauchst" alles etwas anders laufen. Den Auftakt zu dieser besonderen Zeit boten die vier parallel zueinander stattfindenden Eröffnungsgottesdienste. Bei der enormen Menschenmasse, die sich am Maifeiertag auf den Weg nach Hamburg gemacht hatte, waren diese auch notwendig, wer jedoch nicht rechtzeitig vor Ort war konnte sich auch schon am ersten Tag auf "Platz überfüllt"-Schilder einstellen. Dennoch wurde jeder Besucher herzlich empfangen und bekam kurzerhand eine Wundertüte mit dem Programm des Abends und eine Kirchentagszeitung in die Hand gedrückt.

Wer leider keinen Platz mehr in einem der Gottesdienste fand, konnte derweil schon einmal die Stadt erkunden und die Zeit bis zum Beginn des Abends der Begegnung mit Sightseeing überbrücken. Besonders die Speicherstadt und die Landungsbrücken waren am späten Nachmittag noch einen Besuch wert.
Zum Abend der Begegnung wurde dann die Hamburger Innenstadt von den unzähligen Kirchentagsbesuchern bevölkert. Die Regionen der Nordkirche hatten dabei jeweils ganze Straßenzüge eingenommen und stellten sich dort anschaulich vor. Das Besondere dieses Abends war, dass jeder Bezirk ein Bändchen in einer eigenen Farbe hatte. Diese konnten dann, wenn man alle acht eingesammelt hatte, zu einem "Tampen" gedreht werden - damit entstand schon am ersten Tag eine einzigartige und individuelle Erinnerung an den Kirchentag. Dem offiziellen Kirchentagsprogramm lagen glücklicherweise eine Stadtkarte mit eingezeichneten Veranstaltungsorten sowie ein Netzplan der U-Bahn bei - ohne diese kleinen Helfer wäre Mancher sicherlich nicht nur am Abend der Begegnung, sondern auch den Rest der Woche im wahrsten Sinne des Wortes verloren gewesen.
Auf dieser Tour durch die Innenstadt hat man auf jeden Fall schon etwas von der einmaligen Kirchentagsluft schnuppern können und spürte die unvergleichliche Atmosphäre. Es herrschte super Stimmung, und von den Besuchern bis zu den Mitarbeitern waren trotz voller Gassen und regelrechtem Fußgängerstau alle gut gelaunt.
Zum Ausklang des ersten Kirchentages gab es dann ein Lichtermeer: schon auf dem Weg durch die Innenstadt wurden Kerzen verteilt, die dann am Treffpunkt am Binnenalster um 22.00 Uhr angezündet wurden. Ein einmaliger Moment, tausende von leuchtenden Kerzen, deren Licht sich auf dem Wasser widerspiegelte. Den krönenden Abschluss des Abends bildete eine Lichtshow an der Fontäne im Binnenalster, auf die der Abendsegen folgte. Daraufhin wurde es Zeit, die Unterkünfte aufzusuchen und nach einem ereignisreichen Nachmittag Kraft für die restlichen Tage zu tanken.

Am 2. Mai sollte das Programm dann richtig losgehen: die unterschiedlich eingeteilten Zentren öffneten ihre Tore und boten ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt. Allein der Teil des Programms für diesen Donnerstag umfasste 120 Seiten; genug also, um sich ganz individuell seinen Tagesplan zusammenzustellen. Angefangen mit Bibelarbeiten als Start in den Tag über Workshops und Diskussionen bis hin zu unterschiedlichsten Gottesdiensten und Konzerten gab es unzählige Möglichkeiten, die Zeit in Hamburg zu verbringen. Durch das gut strukturierte Programm wahrte man den Überblick: Nach Tageszeiten geordnet wurden die Programmpunkte der Zentren eingeteilt und übersichtlich aufgeführt.Während es die Jugend wohl eher nach Harburg ins Zentrum Jugend zog, konnten sich auf dem Messegelände die informieren, die sich nicht nur für christliche Medien, sondern auch für internationale ökumenische, wirtschaftliche und soziale Projekte interessierten. Zudem gab es in der Messe Konzerte und Podiumsdiskussionen mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft. Am nahegelegenen Congress Center Hamburg war der Standort des "Roten Sofas" - auch dort waren Politiker, Musiker und andere Personen der Welt der Medien zu Gast.
Ein wirklich großes Los hatten die Kirchentagsbesucher vor allem wieder einmal mit dem Wetter gezogen, denn die mittelmäßige Vorhersage bewahrheitete sich zum Glück nur teilweise: Die Sonne schien mit voller Kraft und zeigte sich trotz kleiner Wölkchen von ihrer schönsten Seite. Auch die Temperaturen kletterten bis knapp 20°C, das einzige was es kälter erschienen ließ, war der frische Wind.
Mit diesen sonnigen Aussichten wurde der zweite Kirchentag für alle Dauerteilnehmer und Tagesbesucher zu gut genutzter Zeit.
In die späten Nachmittagsstunden hinein waren wir von Burnin' Heart Reports dann im Zentrum Jugend unterwegs, um uns dort einmal etwas genauer umzusehen. Viele genossen noch das herrliche Wetter und entspannten auf der großen Festwiese, während andere sich die Jugendkirchen ganz Deutschlands genauer anschauten, denn diese stellten sich im Zentrum Jugend vor. Die große Bühne wurde von Tobias Hundt & Band bespielt. Ein amüsanter Texthänger bei "Das ist mein König" sorgte für Heiterkeit bei Publikum und Band gleichermaßen und wurde von Tobi selbst nicht gar zu ernst genommen und gekonnt überbrückt. Einige Schritte vom so genannten Schwarzenberg entfernt befand sich ein weiterer Teil des Zentrums Jugend, und zwar das Friedrich- Ebert- Gymnasium. Dort waren Staryend zu Gast, die mit ihrem gute Laune machenden Rock Stimmung in den Innenhof brachten. Auch wenn Sänger Amos nicht mit zum Kirchentag konnte, werden die Jungs sicherlich auf etliche gelungene Konzerte auf dem Kirchentag zurückblicken können.
Auf der Bühne am Schwarzenberg wurde es kurz darauf richtig laut: Sacrety waren der Einladung nach Hamburg gern gefolgt und spielten nun mit Freuden für eine ordentliche Zuschauermenge. Draw The Parade rundeten den Tag im Zentrum Jugend schließlich gebührend ab und sorgten mit poppigen und rockigen Ska-Klängen dafür, dass in den Unterkünften jeder Besucher des Konzerts zufrieden und glücklich erschöpft mit einem Ohrwurm im Ohr einschlafen konnte.

Auch der 3. Mai brauchte sich programmtechnisch sich nicht zu verstecken: ähnlich wie am Vortag warteten neben Bibelarbeiten und Gottesdienste Seminare, Workshops, Diskussionen und Konzerte darauf, besucht zu werden. Die allmorgendlich überfüllte U- Bahn war inzwischen beinahe zur Gewohnheit geworden und nervte weniger die Kirchentagsbesucher als die, die regulär zur Arbeit mussten - diesen wurde kurzerhand Gottes Segen für den Tag gewünscht und so konnte sich am Ende jeder mit etwas weniger Platz während der Bahnfahrten arrangieren. Neben dem "regulären" Kirchentagsprogramm stand an diesem Tag noch etwas ganz besonderes an: Die Wise Guys sollten die größte Bühne des Kirchentags rocken, nämlich die im Stadtpark. Nach einem ereignisreichen Tag voller geistlicher Impulse, Spaß, Musik und neuen Erkenntnissen sollte dieses Konzert für sage und schreibe 65.000 Menschen den krönenden Abschluss bieten. Die Wise Guys ließen dann keinen Fuß mehr stillstehen und brachten die Menschenmasse ordentlich in Schwung. Die deutschsprachigen Texte mit A capella Gesang hinterlegt kamen bei Jung und Alt gleichermaßen gut an und rissen wie zu erwarten war jeden mit. Selbstverständlich gab es neben diesem unbestrittenen Highlight des Freitags auch noch Alternativen für jene, die nicht so auf A capella stehen: Stefanie Heinzmann rockte mit Mic Donet die Bühne am Strandkai, Sacrety gab sich zum zweiten Mal die Ehre und außerdem gab es weitere unzählige kirchenmusikalische Angebote. Die Helfer hatten an diesem Abend jedoch alle Hände voll zu tun: durch das extrem konzentrierte Menschenaufkommen im Stadtpark wäre es zu einem heillosen Chaos gekommen, hätten nicht Pfadfinder, reguläre Helfer und Polizei den Überblick behalten und etwas Ordnung in den Trubel gebracht. So dauerte es zwar für manchen etwas länger, bis er sich in den systematisch mit Menschen gefluteten U- Bahnstationen zurechtfand und schließlich in die Unterkunft kam, trotzdem fand sich am Ende jeder wohlbehalten am richtigen Ende der Stadt wieder. Ein großes Lob hiermit an die gut organisierten Ordner und Helfer - ohne sie wäre der Kirchentag sicherlich nicht so reibungslos verlaufen.

Am 4. Mai spürte man inzwischen, dass der Kirchentag sich langsam aber sicher dem Ende neigte: an vielen Stellen waren die Krichentagsshops bis aufs letzte T-Shirt ausverkauft. Das Wetter war glücklicherweise schon den vierten Tag in Folge wundervoll, somit erfreuten sich besonders noch einmal die Open- Air Veranstaltungen großer Beliebtheit. Die Parkanlage "Planten un Bloomen" bot eine super Möglichkeit zum Sonne tanken und chillen. Neben den täglich stattfindenden Gebeten und weiteren geistlichen Angeboten rückten auch am heutigen Tag wieder Talks mit Politikern und interessante Diskussionen in den Blickpunkt. Das Rote Sofa am CCH bot eine gute Möglichkeit, die Meinungen der unterschiedlichsten Menschen zum Thema Barrierefreiheit zu entdecken.
Am Abend gab es wieder verschiedenste Angebote, den Kirchentag schon einmal Ausklingen zu lassen. Judy Bailey spielte ein Konzert, ebenfalls großem Andrang erfreute sich die Veranstaltung "Samuel & Samuel", wo Samuel Harfst für die Musik sorgte und Samuel Koch aus sein Buch "Zwei Leben" vorstellte. Dieses Event war wohl eines der berührendsten auf dem Kirchentag. Parallel dazu spielte auch der erkältete Tobias Hundt noch ein Konzert und bescherte den Besuchern einen ruhigen Ausklang.
Nach einer letzten kurzen Nacht in der Unterkunft wurde es dann Zeit, zu packen (sofern man es nicht schon getan hatte). Den endgültigen Abschluss dieses gelungenen Kirchentages bildete der große Abschlussgottesdienst im Stadtpark. Diese bei vollem Sonnenschein stattfindende letzte Veranstaltung bot noch einmal eine Möglichkeit, die Geschehnisse zu reflektieren und alles Revue passieren zu lassen. Noch ein letztes Mal konnte man eine einmalige Gemeinschaft haben, selbst mit Menschen, die man eigentlich garnicht kannte. Vor allem für die orthodoxen Gäste des Gottesdienstes war heute ein besonderer Tag, denn die christlich- orthodoxe Kirche feierte an diesem Tag Ostern. Somit wurde der Abschlussgottesdienst zu einer erfüllenden ökumenischen Veranstaltung. Neben einem Resümee über den Kirchentag wurde auch schon der nächste vorgestellt: Stuttgart 2015. Damit wurde den Kirchentagsbesuchern dieses Jahres schonmal ein kleiner Vorgeschmack auf die jetzt schon heiß erwarteten fünf Tage im Juni in zwei Jahren geboten und zugleich eine herzliche Einladung ausgesprochen.

Kurzum: Der 34. Evangelische Kirchentag in Hamburg war in seiner Vielfalt und der freundlichen Gastgeberstadt eine sehr gelungene Großveranstaltung. Das einmalige Feeling sollte man mindestens einmal im Leben erfahren haben - war man jedoch einmal dabei, lässt einen das Kirchentagsfieber nicht wieder los. Das Engagement der mehr als 5000 Helfer und Mitwirkenden in der Kirchenmusik machte einen großen Teil des Gemeinschaftsgefühls des Kirchentages aus. So hat auch Hamburg sicherlich viele tausend Menschen infiziert; mit unglaublich vielen Veranstaltungen, die hochgerechnet für 128 Tage Programm gereicht hätten, hat sich jeder seine einmaligen Erinnerungen zusammenstellen können - "Soviel du brauchst" eben. Einziges Manko mag gewesen sein, dass die Veranstaltungsorte teilweise sehr weit voneinander entfernt lagen und zeitweise die Videoübertragungen aus überfüllten Großveranstalungen fehlten. Das wurde allerdings durch die Hilfsbereitschaft der Helfer und das abwechslungsreiche Programm voll und ganz wieder wettgemacht, denn zweifelsohne war für jeden etwas dabei. Politische Diskussionen für den einen, musikalische Workshops für den anderen. Außerdem waren durch das gut ausgebaute Bus- und Bahnnetz auch die weiten Strecken recht schnell und bequem zu überwinden.
Lange Rede kurzer Sinn: Hamburg 2013 war ein voller Erfolg - Stuttgart 2015 kann man jetzt schon nur empfehlen. Bis dahin gilt es, den Kirchentag weiter zu leben, das Feeling lebendig zu halten und Glauben soviel die Welt braucht in die Welt zu tragen. In diesem Sinne freuen wir uns nach einem tollen Kirchentag schon auf den Nächsten; denn nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag.


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